Transit
Mit dem gleichnamigen Roman von Anna Seghers aus dem Jahr 1944 verfilmt Christian Petzold in seinem ersten Film seit “Phoenix” sein Lieblingsbuch, dessen Handlung ihm allerdings nur als Folie dient. Vielmehr sieht er selbst Godards “Atemlos” als Referenzpunkt für die eigentlich während des Dritten Reichs spielende, aber im Marseille von heute angesiedelte Geschichte, für die er sich mit Franz Rogowski und Paula Beer ein tolles Hauptdarsteller-Duo ausgesucht hat. Mit “Transit” kehrt Petzolds in den Berlinale-Wettbewerb nach seinem Triumph mit “Barbara”.
Eine furiose Volte schlägt Christian Petzold in “Transit”, seinem ersten Film seit “Phoenix” vor vier Jahren, die man seiner Verfilmung des Romans von Anna Seghers aus dem Jahr 1942 erst einmal abnehmen muss: Denn Petzold übernimmt zwar Plot und Setting der Vorlage, siedelt die Geschichte aber in der Gegenwart an, als würden die Nazis im Hier und Jetzt Frankreich besetzen. Das hat einen irren Effekt und verleiht dem Film eine ungewöhnliche politische Dimension in einer Zeit, in der Rechtsradikalismus in Europa wieder hoffähig wird: So ganz unvorstellbar ist das Schreckensszenario von “Transit” heute nicht mehr. Außerdem schlägt der Berliner Filmemacher mit seiner Geschichte eines jüdischen Flüchtlings, der sich von Paris nach Marseille durchschlägt, wo er sich mit tausenden Anderen die nötigen Papiere verschaffen will, um nach Amerika übersetzen zu können, eine zusätzliche Brücke in die Politik unserer Zeit: Er erlaubt einen ganz anderen Blick auf die Flüchtlingsproblematik, wenn es jetzt verzweifelte deutsche Juden sind, die unbedingt Europa verlassen müssen, wenn sie eine Überlebenschance haben wollen.
Regie Christian Petzold
Darsteller Franz Rogowski, Paula Beer, Godehard Giese
Tickets: https://www.nomadenkino.de/tickets/