01.08. Außer Atem 21:15 Uhr
08.08. Wer wir gewesen sein werden 21:15 Uhr
15.08. Drive My Car 21:00 Uhr
22.08. Lieber Thomas 21:00 Uhr
29.08. Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush 20:45 Uhr
Außer Atem
Spielfilm, Frankreich 1960
Regie: Jean-Luc Godard
Darsteller: Jean-Paul Belmondo, Jean Seberg, Van Doude
Jean-Luc Godards revolutionär inszenierte traurige Nouvelle-Vague-Liebesgeschichte des Pariser Kleinganoven Michel und der amerikanischen Studentin Patricia.
Der Pariser Kleinganove Michel Poiccard alias Laszlo Kovacs stiehlt ein Auto, erschießt einen Polisten – und befindet sich fortan auf der Flucht. Dabei trifft er die amerikanische Studentin und Zeitungsverkäuferin Patricia wieder. Er versucht, sie zu überreden, ihn nach Italien zu begleiten, doch die Polizei kommt dem Paar auf die Spur – und Patricia verrät Michel.
Godards längst zum Klassiker gewordener Erstlingsfilm ist eine Huldigung an Humphrey Bogart und die „B-Filme“ Hollywoods: Der Film wimmelt von inszenatorischen Regelverstößen, die man seinerzeit der Unerfahrenheit des Anfängers zuschrieb und erst später als raffinierte Absicht erkannte, zum einen den Kunstcharakter des Films hervorzuheben und zugleich das amerikanische Ideal des „unsichtbaren“ Schnitts zu hinterfragen. Das hinreißende Paar Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg lieferte nebenbei eine der ergreifendsten und schönsten Sterbeszenen der Filmgeschichte.
Wer wir gewesen sein werden
Dokumentarfilm, Deutschland 2021
Regie Erec Brehmer,
Angelina Zeidler
Kinostart 14.07.2022
Für den Filmemacher Erec Brehmer bricht eine Welt zusammen, als seine langjährige Lebensgefährtin Angelina Zeidler bei einem gemeinsamen Verkehrsunfall stirbt. Mithilfe von Amateuraufnahmen, Sprachnachrichten, Tagebucheinträgen und gemeinsam gehörter Musik begibt er sich auf die Suche nach Orten und Situationen, in denen er seiner verstorbenen Freundin wiederbegegnen kann. So entsteht nicht nur ein kraftvolles, authentisches Dokument einer Trauerbewältigung, sondern auch eine sinnliche Aufforderung an das Leben.
Eine Geschichte über Identität nach dem Verlust eines geliebten Menschen.
Der ausschließlich aus Archivmaterial bestehende Dokumentarfilm hatte seine Uraufführung im deutschen Wettbewerb des DOK.fest München 2021. Er lief 2021 zudem bei den 69. Filmkunstwochen München, dem 30. Filmkunstfest MV und den 43. Biberacher Filmfestspielen.
Drive My Car
Spielfilm, Japan 2021
Regie: Ryûsuke Hamaguchi
Darsteller: Hidetoshi Nishijima, Reika Kirishima, Tôko Miura
Elektrisierende Verfilmung einer Kurzgeschichte von Haruki Murakami über einen Regisseur mit Schuldkomplex.
Yusuke Kafuku (Hidetoshi Nishijima), ein Bühnenschauspieler und Regisseur, ist glücklich verheiratet mit Oto (Reika Kirishima), einer Drehbuchautorin. Doch Oto stirbt plötzlich, nachdem sie ein Geheimnis hinterlassen hat. Zwei Jahre später erhält Kafuku, der den Verlust seiner Frau noch immer nicht ganz verkraftet hat, das Angebot, bei einem Theaterfestival Regie zu führen, und fährt mit seinem Auto nach Hiroshima. Dort lernt er Misaki (Toko Miura) kennen, eine zurückhaltende Frau, die ihm als Chauffeurin zugewiesen wird. Während sie Zeit miteinander verbringen, wird Kafuku mit dem Geheimnis seiner Frau konfrontiert, das ihn im Stillen verfolgt. Preis für bestes Drehbuch, Cannes 2021 und OSCAR® – GEWINNER 2022 BESTER INTERNATIONALER FILM
Lieber Thomas
Spielfilm, Deutschland 2021
Regie: Andreas Kleinert
Darsteller: Albrecht Schuch, Peter Kremer, Jörg Schüttauf
Originelles Drama, das der Persönlichkeit und dem Werk des aus der DDR stammenden Autoren und Rebells Thomas Brasch ein Denkmal setzt, indem es beide verschmelzt.
Thomas weiß, was er will. Er ist ein begeisterungsfähiger Künstler, hochintelligent und freiheitsliebend. Er schreibt Texte, die niemand in der DDR veröffentlichen will, streitet sich mit seiner Dozentin an der Filmhochschule. Die Frauen lieben ihn. Als er offen gegen den Einmarsch der Russen in Prag demonstriert, wird er erwischt und landet im Gefängnis. Sein Vater, dem Staat treu ergeben, will ihn nicht mehr schützen. Am Theater lernt er die Schauspielerin Katharina kennen und lieben, schreibt für sie ein Stück, das verboten wird. Das Paar setzt sich in den Westen ab.
Herausragendes, originelles Drama, das der Persönlichkeit und dem Werk des aus der DDR stammenden Autoren und Rebells Thomas Brasch ein Denkmal setzt, indem es beide verschmelzt. Andreas Kleinert und Thomas Wendrich bauen Motive aus Braschs Werk nahtlos in ihren Film ein, der mitreißt, auch amüsiert, Künstlerdrama, Melodram und Gangstermovie kombiniert und in toller Optik auch eindrücklich ein Stück deutsch-deutscher Geschichte erzählt. Albrecht Schuch in der Titelrolle ist ein Trumpf, aber auch der restliche Cast überzeugt.
Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush
Spielfilm, Deutschland, Frankreich 2022
Regie: Andreas Dresen
Darsteller: Meltem Kaptan, Alexander Scheer
Tragikomödie und Gerichtsdrama um eine Mutter, die um die Freilassung ihres Sohnes aus Guantanamo kämpft.
Rabiye Kurnaz’ Sohn Murat ist als Terrorverdächtiger von den Amerikanern auf Guantánamo inhaftiert. Der Kampf für Freiheit bringt die Bremer Hausfrau auf das Parkett der Weltpolitik und bis vor den Obersten Gerichtshof in Washington. Unterstützung erfährt die eigentlich lebensfrohe Frau von dem ruhigen Anwalt Bernhard Docke, der sich für Menschenrechte einsetzt.
Wie schon beim Meisterwerk „Gundermann“ treffen in diesem politischen Gerichtsdrama mit Regisseur Andreas Dresen, Drehbuchautorin Laila Stieler und Schauspieler Alexander Scheer Qualitätsgaranten aufeinander. Allerdings steht hier die Stand-up-Künstlerin Meltem Kaptan als kämpfende Mutter und gewöhnliche Heldin im Mittelpunkt, die den nötigen Witz und eine gewisse Leichtigkeit in die eigentlich doch niederschmetternde Geschichte bringt.